Geschichte

Geschichte

Geschichte der Ökumenischen Sozialstation Ludwigshafen

In den Jahren 1973/74 wurden die organisatorischen Voraussetzungen und Grundlagen für die Ökumenische Sozialstation Nord geschaffen. Die Gründungsversammlung war am 10. Juni 1974 in der Friedenskirche in Ludwigshafen-Nord in der Leuschnerstraße 56.

Mitglieder sind alle Kirchengemeinden und Krankenpflegevereine der Stadtteile Friesenheim, Hemshof, Nord und West. Zwei Jahre später kamen dann die Stadtteile Oppau, Edigheim und Pfingstweide dazu.

Als erster Vorsitzender wurde gewählt: Dr. Friedhelm Borggrefe, als zweite Vorsitzende: Helene Grefraths. Am 1. November 1974 wurde mit der Arbeit der Sozialstation begonnen. Es folgte die Errichtung der Zentrale in den Räumen der Rohrlachstraße 68. Als leitende Schwester begann Schwester Judith Rüd am 1. Januar 1975 ihren Dienst.

Die feierliche Eröffnung der Sozialstation mit Ökumenischem Gottesdienst und Teilnahme aller, die das Werk mittrugen fand am 1. März 1975 in der Apostelkirche statt.

Vereinsanmeldung

Der Eintrag ins Vereinsregister erfolgte am 5. Dezember 1975

Aus der Jubiläumsschrift 1985 (10 Jahre Sozialstation)

»Bei der Rückschau müssen wir noch einmal bei den Schwestern verweilen, die es 1974 gewagt haben, mitzumachen, ihre Erfahrungen und ihre Kenntnisse, eben sich selbst, einzubringen. Sie haben es den »Organisatoren« leicht gemacht. Sie haben die Grundlagen der Arbeit gelegt und den Geist der Station wesentlich mitgeprägt. Sie waren bereit zu lernen und haben sich auch geduldig um die Dinge bemüht, die ihnen schwer fielen. Welches Stöhnen war da oft über die Erstellung der Verwaltungsunterlagen, vor allem der Statistiken, zu hören! Sie waren allen »neuen Schwestern«, die nun kamen und kommen mussten, herzlich zugetan. Und wenn sie heute noch voll zu der Sozialstation stehen, so dürfen wir das als ein Kriterium werten, daß mit der oekumenischen Sozialstation unseren Kranken in vorbildlicher Weise geholfen wurde.«

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Die Sozialstation Nord fusionierte 2001 mit der Sozialstation Südwest (Gründung 1976) Beide wurden dadurch zur »Ökumenischen Sozialstation Ludwigshafen am Rhein e.V.

Zur Gesamteinrichtung gehört seit 2013 auch die Ökumenische Sozialstation Oggersheim (Gründung 1981). Als eine Einrichtung, mit zurzeit ca. 200 Mitarbeitenden verschiedenster Qualifikationen, versorgen wir pflegebedürftige Menschen im Einzugsgebiet von Ludwigshafen.

Im Jahr 2010 eröffneten wir die Senioren-Tagespflege »Senta« mit 18 Plätzen. Im gleichen Jahr übernahmen wir auch die Betreuung der Senioren-Wohnanlage »Pamina - Betreut wohnen« in der Weinbietstrasse sowie 2012 die Wohnanlage in der Rheinallee.

Seit 2010 bieten wir auch, in Kooperation mit MD Medicus, einen eigenen Hausnotruf an.

Senta: Wie alles begann

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Das Projekt »Senta« wurde von Anfang an mit sehr viel Enthusiasmus, persönlichem Einsatz und vielen Anregungen begleitet.

Freunde und Bekannte sowie die ganze Familie nahmen an der Entwicklung mancher Ideen teil und spendeten auch Gegenstände wie Blumenvasen, Grünpflanzen, Tischdecken… eben all das, was zu einem gemütlichen Heim gehört.

Das Team hat sich zur Aufgabe gemacht, den betagten Menschen eine schöne, heimelige Umgebung zu bieten. Dabei hat uns eine absolute Hochachtung vor der Lebensleistung alter Menschen geleitet.

»Was macht das Leben in der Tagespflege für die Gäste attraktiv und wohnlich?«

»Wie finden die Menschen bei uns für Stunden ein geeignetes Umfeld und die Möglichkeit, soziale Kontakte zu pflegen und ihren Bedürfnissen nach einer Tagestruktur zu befriedigen?«

Mit diesen und vielen weiteren Fragen setzte sich das Team tagtäglich auseinander und jeder Tag brachte neue Ideen und Möglichkeiten. Fördern und fordern, ohne zu überfordern und die Gäste und ihre Angehörigen dort abzuholen, wo sie sich mit ihren Fähigkeiten, Ängsten und Nöten befinden. Mir wurde auch bewusst, wie schwer es für die Angehörigen ist, in so eine Einrichtung und deren Mitarbeitende zu vertrauen. Sie haben oft schon über Jahre ihre Lieben versorgt und es fällt schwer, die Verantwortung abzugeben.

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Viele Gespräche waren notwendig, um ein gutes Verhältnis herzustellen. Jedes Teammitglied brachte seine Stärken ein. Das zeigte sich an den positiven Reaktionen von Gästen und den Besuchern. Rituale und Feste wurden eingeführt und ideenreich begleitet.

Die Dekoration war ein Meisterstück der Hauswirtschafterin Diana. Mit Freude wurde gebacken, teilweise gekocht und liebevoll angerichtet. Die Gäste fühlten sich an den schön gedeckten Tischen wohl und es schmeckte in der Gemeinschaft viel besser als alleine zu Hause.

In der Weihnachtszeit durfte der Adventskalender, das Plätzchen backen und der Adventskranz nicht fehlen. Das tägliche Tischgebet machte bewusst, wie wichtig die gemeinsamen Mahlzeiten waren.

Die tägliche Zeitungslektüre, die verständlich erörtert wurde, gehörte zum morgendlichen Ritual. Dabei überraschte immer wieder, mit wie viel Interesse die Menschen teilnahmen. Bei Stadt-Land-Fluss mussten wir von der Betreuung zugeben, dass die Allgemeinbildung unserer Gäste sehr gut war und das Team noch einiges lernen konnte.

Einmal in der Woche besuchte uns ein Musiker mit seinem Akkordeon, der ein großes Repertoire mitbrachte. Die Lieder konnten die Gäste mit allen Strophen auswendig singen.

Den kleinen Garten richtete Stefanie liebevoll her und übernahm meist auch die Pflege. Dort wurde erzählt, auch mal geraucht und das menschliche Miteinander vertieft. Einige ehrenamtliche Mitarbeiter unterstützten uns sehr. Auch konnte mit deren Hilfe so manches Fest stattfinden.

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Ein großes Lob unserer Arbeit ernteten wir zum Beispiel als uns eine Angehörige berichtete, dass ihr Mann auf eine hübsche Kleidung bestand und sie ihn nicht im Jogginganzug abgeben solle. »Das kann ich zuhause tragen, aber nicht in der Senta!« war seine Aussage.

Auch die Damen legten großen Wert auf ihr Aussehen und trugen mal wieder Lippenstift auf. Ganz erstaunlich war, dass die Herren der alten Schule sich ihrer Rolle wieder bewusst wurden und zum Beispiel den Damen die Tür aufhielten. Es wurde sehr viel gelacht und auch mal geweint, wenn es an der Zeit war.

Die Mitarbeiter der Alzheimergesellschaft interessierten sich für unsere Arbeit und die Ansätze. Es entstand eine rege Zusammenarbeit.

Einige Schüler und Schülerinnen konnten im Praktikum lernen, wie wertvoll alte Menschen sind und wie viel sie weitergeben können. Die Lehrkräfte besuchten uns regelmäßig. Durch die jungen Menschen und das engagierte Team war es eine offene, generationsübergreifende Atmosphäre, die beiden Seiten gefallen hat.

Eine große Unterstützung erfuhren wir von den Kollegen und Kolleginnen der Pflege und der Verwaltung. Sie besuchten uns regelmäßig und nahmen an der Entwicklung der Tagespflege teil.

Wir haben mit viel Engagement, auch außerhalb der Arbeitszeit eine, wie wir oft hörten, »Perle«, geschaffen für unsere betagten Gäste! Noch heute bin ich sehr stolz darauf mit meinen engagierten Kolleginnen und Kollegen den Grundstock für diese »Perle« gelegt zu haben.

Auch wenn es nicht immer einfach war, weil trotz aller Bemühungen die Kostendeckung nicht immer gegeben war. Die exzellente Qualität unserer Arbeit wurde leider nicht ausreichend gegenfinanziert.

Ich gratuliere der »Senta« sehr herzlich zu ihrem 10-jährigen Bestehen und wünsche ihr weiterhin alles Gute. Möge sie weiterhin für die Gäste und die Kolleginnen und Kollegen ein Ort sein, an dem man sich wohlfühlt.

 

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Doris Gehlsen,
Erste Pflegedienstleitung
der Senioren-Tagespflege

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Geschichte der Ökumenischen Sozialstationen in der Pfalz

Bis in die 1970er Jahre kümmerten sich evangelische Diakonissen und katholische Ordensschwestern um die häusliche Pflege. Nachdem, unter anderem, aufgrund der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Nachwuchs an Ordensschwestern zunehmend ausblieb, mussten andere Lösungen gesucht werden, um die flächendeckende Versorgung pflege-und hilfsbedürftiger Menschen sicherzustellen.

Vom damaligen Sozialminister des Landes Rheinland-Pfalz, Dr. Heiner Geißler wurden auf politischer Ebene die gegebenen Strukturen der Kirchen des Landes als Grundlage genutzt, um die ersten Sozialstationen ins Leben zu rufen. Da die Gebiete der beiden Kirchen fast deckungsgleich waren, bot es sich an, sie ökumenisch zu gestalten.

Caritas und Diakonie unterstützten die Idee und den Aufbau der »Ökumenischen Sozialstationen« in der Pfalz. Die katholischen und evangelischen Krankenpflegevereine, welche bisher die Schwesternstationen getragen hatten, übernahmen mit den jeweiligen Kirchengemeinden des Einzugsgebiets die Trägerschaft. Nach und nach bildeten sich so in den folgenden Jahren über 30 Ökumenische Sozialstationen in der Pfalz.

Heute existieren 33 Ökumenische Sozialstationen mit rund 2300 hauptamtlichen und rund 600 ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Eine große »Familie der Ökumenischen Sozialstationen«, die flächendeckend in der Pfalz, zuverlässig, kompetent und menschlich die ambulante pflegerische Versorgung der Bevölkerung übernimmt.

Das Leistungsangebot deckt alle Bereiche der pflegerischen Versorgung (Körperpflege, Ernährung), sowie medizinische Leistungen, Betreuung, Hilfen im Haushalt, Entlastungsangebote, Beratungen und Schulungen ab.
 
Über 600 freiwillig Engagierte unterstützen die Arbeit der Sozialstationen und wirken bei der Betreuung der pflegebedürftigen Menschen mit. Sie erhalten Qualifizierung und Unterstützung durch die Sozialstationen. Angehörige und Bezugspersonen werden durch sie begleitet und entlastet.
 
Die würdevolle Begleitung von Menschen in ihrer letzten Lebensphase gehört ebenso zum Selbstverständnis der Sozialstation wie das Entwickeln und Vorhalten spezifischer Angebote wie zum Beispiel Betreuungsgruppen oder Tagespflege, um die besonderen Bedürfnisse an Demenz erkrankter Menschen zu berücksichtigen.
 
Die Arbeitsgemeinschaft für die Ökumenischen Sozialstationen mit Sitz in Speyer, verbindet und vertritt alle Sozialstationen. Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft ist der Landespfarrer für Diakonie der Evangelischen Kirche der Pfalz, Herr Albrecht Bähr, Stellvertreter ist der Vorsitzende des Caritasverbandes für die Diözese Speyer, Herr Domkapitular Karl-Ludwig Hundemer.

 

Einzugsgebiete

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Auszüge aus der Jubiläumsschrift zum 10-Jährigen Bestehen der Ökumenischen Sozialstation Nord

Krankenpflege – oekumenisch

Wirklich: »Oekumenisch« ist ein schwieriges Wort, aber keine schwierige Tat, zumindest, was unsere Arbeit anbelangt. Im Gegenteil, wir sind glücklich über unsere oekumenische Sozialstation, über die Gemeinsamkeit der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden und ihrer Krankenpflegevereine im Dienst an den Kranken, im Dienst an der Basis. Wir sind dankbar für die vielen gewachsenen oekumenischen Beziehungen und Freundschaften, die uns persönlich sehr bereichern und ergänzen.

Übrigens werden samt und sonders alle Menschen, die unserer Hilfe bedürfen, von uns gepflegt, ob christlich oder nicht, ob deutsch oder jugoslawisch, ob reich oder arm. Es gilt den Menschen in seiner Krankheit zu sehen und ihm zu helfen.

 

Stilblüten von Patienten

Gedankenschwäche:
Eine verwirrte alte Frau fragte viele Male hintereinander: »Lebt denn die Frau X., die Nachbarin, noch?« »Nein, sie ist gestorben.« »Ach so, ich wollte sie nur nicht selber fragen.«


Augen auf:
Auch die Patienten müssen sich mit uns Schwestern plagen. Bei einer Patientin bekam ich nach den Aufforderungen, doch mal die Augen aufzumachen, die Antwort: »Ich hab ihna gnug gsehe.«

 

Formulare – Formulare

»Jetzt bin ich schon 40 Jahre im Krankenpflegeverein und brauche plötzlich eine ärztliche Verordnung wegen eines Einlaufs, das verstehe ich nicht!« Solche Klagen hören wir immer wieder von unseren Patienten.

Ja, es ist schwierig, ihnen klarzumachen, daß medizinische Maßnahmen einer ärztlichen schriftlichen Anordnung bedürfen, daß sie am Monatsende einen Leistungsnachweis unterschreiben müssen und eventuell eine Rechnung für die Krankenkasse ins Haus geflattert kommt.

Es ist auch uns Schwestern nicht leicht gefallen, daß im Laufe der 10 Jahre Sozialstation die Verwaltungsarbeit ein immer größeres Ausmaß angenommen hat. So manche Schwester stöhnt heute über die viele Schreibarbeit, die ihr Zeit und Mühe kostet. Früher! Ja, da führte die Schwester ein großes, dickes Buch, in dem alle Informationen – pro Patient eine Zeile! – eingetragen wurden. Heute gibt es einen Formularschrank!
Leistungsnachweis, Kilometernachweis, Stundennachweis, Statistik – Verleih von Pflegegeräten wie Krankenbetten, Rollstühle und vieles andere mehr – ein Lager mit Pflegehilfsmitteln wie Spritzen, Verbandsmaterial usw. --- alles muß sorgfältig eingekauft, sortiert und verwaltet sein. Andererseits sind wir wiederum auch sehr dankbar für die gute Ausstattung und Organisation unserer Station, die unseren Patienten und uns selber sehr zustatten kommen. Unser besonderer Dank gehört auch unseren Verwaltungskräften, die mit viel Einsatzfreude an den Vormittagen im Büro die Papierberge bearbeiten, das Rechnungswesen in Ordnung halten und uns nach besten Kräften unterstützen.


Wie man sieht, ist heute auch noch vieles aktuell!!